DICH KENNEN HEISST DICH LIEBEN
Wolfgang
So stell ich mir Engel vor:
Noch wenn sie wienen
stolz und stark
Von welchem Stern bist du
aus deiner Nacht
in meinem Traum
gefallen?
Du weisst, wie ich wirklich bin
Denn du hast Augen
die mir in die Seele sihn
Was ich fühl für dich
wird nicht vergehn
Dich kennen deisst dich lieben
Du bist mir so nah
Ich weiss, dass ich zu dir gehör
setidem ich dich sah
Ich will dich nicht besitzen
nur vor der Welt beschützen
Ich möchte für dich da sein Tag und Nacht
Constanze
Ich hasse es, schwach zu sein
Wenn ich mal weine
dann für mich
Ich hab’ schon früh gelernt
dass man bereut
wenn man zuviel
Vertraun hat
Doch du bist nicht wie andre sind
Wenn ich nicht weiter weiss
halt ich mich fest an dir
Es war niemand je
so gut zu mir
Dich kennen heisst dich lieben
Du bist mir so nah
Wolfgang
An dich denken heisst sich sehnen
Constanze
Ich weiss, dass ich zu dir gehör
seitdem ich dich sah
Wolfgang
Dich sehn ist wie Musik
Constanze
Ich möchte dir vertrauen
mein Leben auf dich bauen
Wolfgang
Ich möchte dein Beschützer sein
Constanze & Wolfgang
Ich möchte für dich da sein Tag und Nacht
Constanze
Versprich mir…
Wolfgang
Versprich mir…
Constanze
Was immer kommen mag:
Constanze & Wolfgang
Wir bleiben stolz und stark
Dich kennen heisst dich lieben
Du bist mir so nah
Ich weiss, dass ich zu dir gehör
seitdem ich dich sah
Ich möchte für dich leben
mit dir auf Wolken schweben
Ich möchte für dich da sein Tag und Nacht
MUMMENSCHANZ/RÄTSELLIED
Chor der Masken
Wer ist wer?
Wer geht als was?
Die grosse Redoute
Ein göttlicher Spass
Spott als Spiel
Leben als Tanz
Alles Theater
Alles Mummenschanz
Bau auf gar nichts
Trau, schau wenn
Scherz und Schein
Wer fällt drauf rein?
Die grosse Redoute
Ein Schieben und Schrein
Lob als Hohn
Talmi als Glanz
Alles Theater
Alles Mummenschanz
Klar ist gar nichts
wahr ist gar nichts
Nichts
Wolfgang
Ich bein ein Rätsellösser
der jedes Rätsel knackt
Der Spass ist um so grösser
wenn es verzwickt ist und vertrackt
Dann sitze ich und schwitze
und ich spitze
in mir Gedanken
bis sie scharf sind
wie ein Speer
Und auch knifflige Fragen
warn mir bisher
niemals zu schwer
Doch num stiess ich auf ein Rätsel
dessen Lösung
mir leider nicht glückt
Und das macht mich verrückt:
Es ist blind und es ist weiblich
unsichtbar und unbeschreiblich
Es wird kleiner beim Verweilen
und wird grösser durch das Teilen
Nicht aus Glas, jedoch zerbrechlich
unbestechlich, doch nicht treu
Es hat Launen
schon das Staunen
macht es scheu
Das Rätsel scheint so simpel
und nicht nur mir allein
Es denkt doch jeder Gimpel:
Das Lösungswort muss “Liebe” sein
Denn Liebe ist zerbrechlich
und tatsächlich
ist sie dann
wenn sie geteilt wird
auch mehr wert
Doch nach längerem Grübeln
scheint mir diese
Lösung verkehrt
Auch “Begabung” und “Erfolg” hab
ich versucht
doch es passt nicht darauf
Aber ich geb nicht auf
Es ist blind und es ist weiblich
unsichtbar und unbeschreiblich
Es wird kleiner beim Verweilen
und wird grösser durch das Teilen
Nicht aus Glas, jedoch zerbrechlich
unbestechlich, doch nicht treu
Es hat Launen
schon das Staunen
macht es scheu
Leopold
Ich hab dir’s gegeben
Du hast mir’s genommen
Du hast es aus Trotz zerstört
Nun wirst du es
nie wieder bekommen:
Das Glück!
Wolfgang
Vater? Wart! Bleib! Bitte wart!
Chor der Masken
Scherz und Schein
Wer fällt drauf rein?
Die grosse Redoute:
Ein Schieben und Schrein
Lob als Hohn
Talmi als Glanz
Alles Theater
Alles Mummenschanz
Gut ist schlecht
und schlecht ist recht
und falsch ist echt
und klar ist gar nichts
IRGENDWO WIRD IMMER GETANZT
Constanze
Mein Gott
das war gestern wieder spät
Dabei ging ich zuerst nachhaus
Noch nicht mal zwölf
Aufstehn ist ungesund
Ich halt’ das grelle Licht nicht aus
O Gott!
Wer räumt dieses Chaos auf?
Kaum, dass man noch was finden kann
Für eine Hausfrau
hört die Arbeit niemals auf
Am besten, ich fang
gar nicht erst an!
Denn da mein Mann ein Künstler ist
muss ich ihn inspirier’n
Und wenn es draussen dunkel wird
muss ich mich wieder amüsier’n
Irgendwo wird immer getanzt
und es wär doch zu schad
einen Spass zu versäumen
Ich leb’ gern, ich geb’ gern
ich schweb’ gern auf Träumen!
Mit Champagner im Blut
und einer Roser aus Papier
im Haar
Ich war schon als Kind sehr bescheiden
Ich hab’ mich nie nach vorn gedrängt
Ich wollte nie in’s Rampenlicht
Denn das Lernen und Üben
das hätt’ mich zu sehr angestrengt
und Anstrengung bekommt mir nicht
Meine Mutter meinte
ich lande mal im Armenhaus
Drauf safte ich ihr, das ist mir egal
Vater prophezeihte
meine Zukunft sähe dunkel aus
Ich sagte: Die Zukunft kann mich mal!
Meine Schwester behauptet, ich sei wie sie
ungewöhnlich begabt und gescheit
Ich könnt’ auf Opernhühnen im Beifall stehn
Doch dazu fehlt mir leider die Zeit
Irgendwo wird immer getanzt
Und es wär doch zu dumm
auf ein Glück zu verzichten
Ich beb’ gern, entschweb’ gern
erleb’ gern Geschichten!
Mit Champagner im Glas
und einer Rose aus Papier…
Und sollte mein Mann, was Gott verhüten mag
eines Tages nicht mehr sein
dann trauere ich um ihn auf meine Art
Glaubt bloss nicht, dass ich
am Grab steh
und wein!
Irgendwo wird immer getanzt
und es wär doch zu schad
einen Spass zu versäumen
Ich leb’ gern, ich geb’ gern
ich schweb’ gern auf Träumen!
Mit Champagner im Blut
und einer Roser aus Papier
im Haar
Es wäre doch schad
einen Spass zu versäumen
WARUM KANNST DU MICH NICHT LIEBEN?
Wolgang
Ich hab geglaubt
du wärst hergekommen
um dich mit mir zu freuen
Du hast gedacht
ich wär hilflos ohne dich
und alleine würde ich
meinen Mut bald bereuen
Doch wenn ich dir
sage, schau her
ich hab dich nicht enttäuscht
siehst du gar nicht richtig hin
und lässt mich stehn
Warum kannst du mich nicht lieben wie ich bin?
Ja, du hast recht
auf mich ist oft kein Verlass
Ich vergess meine Pflichten
So bin ich halt
Ich hab’ Hunger nach Glück
Ich greif nach dem Augenblick
Ich kann nicht verzichten
Ich will’s auch nicht
Das Kind, das ich gewesen bin
steckt noch immer in mir drin
Und es fragt wie ich:
Warum kannst du mich nicht lieben wie ich bin?
Ich such nach dir
und kann dich nicht erreichen
Ich sprech mit dir
Und das schlimmste ist: Ich weiss nicht
warum ich dich verloren habe
Ich kann nicht sein, wie jeder ist
Und ich kann nicht sein, wie du bist
Statt allen
zu gefallen
muss ich werden
der ich bin
Niemals werd’ich wieder so geborgen sein
wie in Kindertagen
Solang ich leb’
werde ich die Erinnerung daran
wie einen Schatz in mir tragen
Doch es gibt kein zurück
Denn ich muss nun
meinen eignen Weg gehn
Jetzt umzukehren, wär ohne Sinn
Ist das so schwer zu verstehn?
Warum kannst du mich nicht lieben?
Warum kannst du mich nicht lieben?
Warum kannst du mich nicht lieben wie ich bin?
WIE KANN ES MÖGLICH SEIN?
Fürsterzbischof Colloredo
Ich habe mein Leben mit Büchern vergeudet,
um Gott und die Welt zu verstehen.
Ich hab die Natur untersucht und gedeutet,
um hinter die Dinge zu sehen,
Doch langsam wird mir klar:
Ich schein mich wie ein Narr,
im Kreis zu drehen.
Mein Gott, ich bin am Ende
mit meinem Griechisch und Latein.
Mein Verstand läuft gegen Wände,
was ich seh, seh ich nicht ein.
Wie kann es möglich sein,
gerechter Gott?
Ich dachte, was uns weiterbringt,
sind Einsicht und Kritik.
Wie kann es sein,
dass die Vernunft, die diese Welt erhellen soll,
besiegt wird,
vom Zauber der Musik?
Oja, man kann jeden belehr´n und erziehen.
Man kann sogar Affen dressieren.
Der Mensch ist ein Same, und soll er erblühen,
muss man ihn schon früh kultivieren.
Soviel steht fest für mich, doch Wunder kann auch ich
nicht ignorieren.
Mein Gott, du weißt, ich machte
mir meine Pflichten niemals leicht.
Doch grad der, der mich verlachte
hat Vollkommenheit erreicht.
Wie kann es möglich sein,
gerechter Gott?
ich dachte, was uns weiterbringt
sind Einsicht und Kritik.
Wie kann es sein,
dass die Vernunft, die diese Welt erhellen soll,
besiegt wird
vom Zauber der Musik?
Wie kann es sein,
dass die Vernunft, die diese Welt erhellen soll,
besiegt wird
von einem mir entflognen
ausgestossnen,
ungezognen,
zügellosen,
obstinanten,
gernegrossen
Teufelsbraten
und
dem Zauber der Musik?
DER MENSCH WIRD ERST MENSCH DURCH DEN AURECHTEN GANG
Emmanuel Schikaneder
Ist es wahr?
Bürger 2 & 3
Paris in Aufruhr
Bürger 1 & 2
Bürger bauen Barrikaden
Bürger 3
Ungeheuer!
Bürger 1
Doch es steht ausser Zweifel
Bürger 2
Man hat die Bastille gestürmt
Bürger 1
Paläste brennen
Bürger 2 & 3
Das Volk grölt Hasstiraden
Bürger 3
Man wünscht die Monarchie zum Teufel
Pfarrer
Zerlumpte kriechen aus den Löchern
Bürger 1
Die Menschen rasen
Bürger 1, 2 & 3
Ein donnernder Ruf klingt durch die Strassen
Alle Bürger
Der Mensch eird erst Mensch
durch den aufrechten Gang
Nur ein Hund duckt sich vor seinem Herrn
Jeder Mensch wird erst Mench
wenn er frei ist von Zwang
Es ist Zeit an den Ketten zu zerr’n!
Joseph von Sonnenfels
Schert euch fort!
Um diese Stunde
sollen brave Bürger schlafen
Bürger
Was will der denn?
Bürger 3
Das ist ein Staatsbeamter
Bürger 1
In Paris wär er jetzt still
Joseph von Sonnenfels
Nachhaus mit euch!
Bürger
Wir gehör’n nicht zu den Braven
Joseph von Sonnenfels
In Wien
herrscht Ordnung, Recht und Anstand
Bürger 2 & 3
Auch wir sind lieber freie Bürger
Bürger 1
Nicht Untertanen!
Bürger 1, 2 & 3
Wir haben es satt,
dass alle uns ermahnen
Alle Bürger
Der Mensch wird erst Mensch
durch den aufrechten Gang
Nur ein Hund duckt sich vor seinem Herrn
Jeder Mensch wird erst Mensch
wenn er frei ist von Zwang
Es ist Zeit an den Ketten zu zerr’n!
Joseph von Sonnenfels
Schämt euch!
Unser edler Kaiser
ist des Volkes guter Vater
Wolfgang
Wer erwachsen ist
braucht keinen Vater mehr
Joseph von Sonnenfels
Dann ist wohl der heilige Vater
seiner Meinung nach auch entbehrlich?
Wolfgang
Durchaus
Joseph von Sonnenfels
Und der Vater im Himmel?
Wolfgang
Er will, dass wir uns selbst gehorchen
Joseph von Sonnenfels
Pfui!
Als Mann von Adel und Ehre weise ich dieses
aufrührerische Gerede schärfstens zurück
Wolfgang
Allein das Herz macht den grossen Mann.
Ich habe vielleicht mehr Ehre als mancher Fürst.
Emanuel Schikaneder
“Nie, teurer Freund, soll sich die Kunst ereifern…”
Uberlassen wir den Streit um die Politik den Alltagsmenschen.
Ich und Sie, mein lieber Mozart, sind zu Höherem berufen
Volk
Der Mensch wird erst Mensch
durch den aufrechten Gang
Nur ein Hund duckt sich vor seinem Herrn
Jeder Mensch wird erst Mensch
wenn er frei ist von Zwang
Es ist Ziet an den Ketten zu zerr’n!
Drüben in Frankreich
ruft die ganze Nation:
Bürger 1
Tod den Despoten!
Volk
Es lebe die Revolution!
MOZART, MOZART!
Mann 1/Frau 1
Wie hell und klar!
Alle
Mozart!
Mann 2/Frau 2
Wie rätselhaft!
Alle
Mozart!
Mann 3/Frau 3
Wie wunderbar!
Mehrere Frauen
Welch tiefes Glück!
Mehrere Männer
Ist er wirklich
ein Mensch wie wir alle?
Mehrere Frauen
Woher dann die Musik?
Ein Mann
Musik, die an die Seele rührt
Alle
Gott gab dieser Welt
das Wunder Mozart:
Stern, der die Welt erhellt
bis an den Rand der Ewigkeit
Drei Frauen
Wie leicht und frei!
Baronin von Waldstätten
Ganz ohne falsches Gefühl
Drei Männer
Wie traumhaft wahr!
Baronin von Waldstätten
Nichts auf der Erde war je so vollkommen
Vier Männer/Vier Frauen
Wie frisch und neu!
Ein Mann
Bewegend
Ein Frau
Unerklärt
Alle
Mozart! Mozart!
Frauen
Macht er uns gut?
Ein Mann
Gibt er uns Trost im Meer der Fragen?
Männer
Gibt er uns Mut?
Eine Frau
Hoffnung in Zweifel und Zwang?
Vier Männer/Vier Frauen
Oder lässt er uns erst richtig fühlen
wie krank die Erde ist…
Eine Frau
…berührt von seinem Himmelsklang
Alle
Gott gab dieser Welt das Wunder Mozart
Bis sie zu Staub zerfällt
ist nichts mehr wie es vorher war
Baronin von Waldstätten
Was er schuf, ist ein
Geschenk, das uns befreit:
Süsser Schmerz und engelhafte Heiterkeit
Doch mehr als das: Er macht uns gross
In seinem Tonen schwingt
die Ahnung jener Wirklichkeit
die wir nicht sehn
und nicht verstehn
und die doch da ist
unsichtbar
Unbegreiflich wahr
Alle (gleichzeitig)
Sein Auftrag muss göttlich sein
chon als Wunderkind war er dazu bestimmt
zu strahlen wie ein Licht, Licht!
Alle
Gott gab dieser Welt das Wunder Mozart:
Bis sie zu Staub zerfällt, ist nichts
mehr wie es vorher war
Denn Got gab uns
FINALE
Alle
Wie wird man seinen Schatten los?
Wie lässt man alles hinter sich?
Wie jagt man sein Gewissen fort?
Wie flieht man vor dem eignen Ich?
Wie kann man flüchten
wenn man sich selbst im Wege steht?
Wie kann man frei sein,
wenn man seinmen eignen Schatten nie entgeht?
Baronin von Walstätten & Chor
Wenn der Kampf
vorüper ist und dein Weg zuende
Bist du nur noch, der du bist
Dann zählt nur noch
was unzerstörbar ist
Doch solange wir leben
ist es uns aufgegeben
uns zu fragen
Tag und Nacht:
Alle
Wie wird man seinen Schatten los?
Leopold
Man hat ein Ziel
Alle
Wie sagt man seinem Schicksal Nein?
Cäcilia
Man überlebt
Alle
Wie kriecht man uas der eignen Haut?
Schikaneder
Man spielt ein Spiel
Alle
Wie kann man ja ein andrer sein?
Constanze
Irgendwo wird getanzt
Alle
Wen soll man fragen…
Nannerl
Wen soll man fragen?
Alle
…wenn man sich selber nicht versteht?
Wie kann man frei sein,
wenn man seinem eignen Shatten nie entgeht?
Colloredo
Wie kann man frei sein?
Alle
Wie wird man seinen Schatten los?
Wie lässt man alles hinter sich?
Wie jagt man sein Gewissen fort?
Wie flieht man vor dem eignen Ich?
Wie kann man flüchten
wenn man sich selbst im Wege steht?
Vor deinem Schicksal
kannst du nicht fliehn!
Wolfgang (gleichzeitig)
Wie können wir leben,
solang wir nur
dem Schicksal dienen?
Können wir nie
können wir nie
nie, niemals
vor unserm eignen Schatten
fliehn?